Psychische Probleme

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Die Erkenntnis

Viele Boylover erlangen in ihrer Coming-in-Phase den Eindruck, von der Gesellschaft abgelehnt zu werden. Da praktisch alle von Medien transportierten Darstellungen von Pädophilen oder BL negativ sind, müssen sie zu dem Schluss kommen, dass sie bei Bekanntwerden ihrer sexuellen Orientierung ausgegrenzt oder gar gehasst würden. Die Stigmatisierung von Pädophilie ist so groß, dass in der Regel selbst engste Freunde und Verwandte aus Angst vor extrem negativen Reaktionen nicht eingeweiht werden. Daneben kann sich die Angst einstellen, grundlegendste Wünsche, wie die nach engen Freundschaften, körperlicher und emotionaler Nähe oder gar erfüllten Beziehungen zu Jungen, niemals erreichen zu können.

Psychische Probleme

Diese Erkenntnis kann zu unterschiedlichen Reaktionen führen. Manche, besonders ich-synton Betroffene, arrangieren sich recht pragmatisch mit ihrer Situation und führen mehr oder weniger geschickt ein Doppelleben. Häufig setzt jedoch eine (bewusste) Verleugnung oder (unbewusste) Verdrängung der eigenen Gefühle ein, welche im Aufbau einer aufgesetzten Identität als normalem heterosexuellen Mann mündet. Andererseits kann sich das Gefühl des Alleinseins und Gehasstwerdens so negativ auf das persönliche Selbstwertgefühl auswirken, dass sich der Betroffene sozial stark zurückzieht und selbst isoliert.

Besonders letztere Entwicklungsform kann psychische Probleme nach sich ziehen. Ein vermindertes Selbstwertgefühl wirkt sich negativ auf die Persönlichkeitsentwicklung aus, ein Problem gerade für Heranwachsende, die pädophile Neigungen neu bei sich entdecken. Jedoch birgt auch die Verleugnung bzw. Verdrängung der eigenen Gefühle Gefahren: neben von inneren Konflikten ausgelösten psychosomatischen Störungen sind besonders Affekthandlungen[1] oder Impulskontrollstörungen[2] gefährlich, bei denen die verdrängten und jahrelang aufgestauten Emotionen unkontrolliert hervorbrechen.

Neben einer sozialen Selbstisolation des BL kann auch die Entwicklung einer Sozialphobie begünstigt werden, also einer grundsätzliche Angst vor sozialen Interaktionen, welche es umgekehrt wiederum erschwert, einen Ausweg aus der Isolation zu finden. In der Folge sind Depressionen ein häufiges Problem, mit typischen Symptomen wie Minderwertigkeitsgefühlen, Antriebslosigkeit und Schlafstörungen. Es sind emotional instabile Persönlichkeitsstörungen möglich (ICD F60.3-/F60.30) [3]. Außerdem tritt infolge des instabilen Selbstbilds auch Drogenmissbrauch, insbesondere Alkoholismus, gelegentlich auf.

Exogene Ursachen

Neben den bereits genannten Ursachen, die aus der Wahrnehmung der gesellschaftlichen Stimmung letztlich endogen im Betroffenen liegen, sind auch exogene Faktoren zu nennen. Sofern ein Pädophiler beispielsweise ein Outing wagt, was durchaus auch häufig positiv aufgenommen werden kann, besteht aber im negativen Fall die Möglichkeit einer unmittelbaren und plötzlichen sozialen Ausgrenzung in Form von Jobkündigung, Verlust von Freunden oder gar Verstoß aus familiären Banden. Ähnliche Folgen haben unfreiwillige Outings, bei denen die sexuelle Orientierung durch Unachtsamkeit, eigenes Fehlverhalten, böswillige Eingeweihte oder auch nur "Pech" im Umfeld des Betroffenen bekannt wird. Gerade in solchen Fällen ist es besonders traumatisch, wenn sich frühere, wichtige Bezugspersonen abwenden, ob nun wegen moralischer Vorurteile oder gesetzlichem Fehlverhalten, was wiederum selten richtig eingeordnet wird. Im Falle einer strafrechtlichen Untersuchung ist weiterhin klar, dass die psychosoziale Lage sich verschärft, falls es zu Hausdurchsuchungen, Vernehmungen oder gerichtlicher Anschuldigungen oder gar Haftstrafen wegen sexuellen Kindesmissbrauchs oder Kinderpornografie kommt. Dabei ist anzumerken, dass der Verdacht für eine soziale Stigmatisierung schon ausreicht und es häufig nicht darauf ankommt, was tatsächlich vorgefallen ist.

Suizidgedanken

Gerade wenn unfreiwillige Outings im Spiel waren und durch Strafverfolgung - ob berechtigt oder nicht - die soziale Ordnung eines Betroffenen blitzartig aus den Fugen gerät, aber ebenso infolge langjähriger Depressionen, können Betroffene Suizidgedanken entwickeln. Dann ist es besonders wichtig, schon vorher einige Personen ausgemacht zu haben, die einem auch in einer solchen Krise zur Seite stehen. Häufig sind schon Mailkontakte zu anderen BL oder Kontakte aus Webforen Gold wert. Außerdem kann sich eine Selbsthilfegruppe oder auch eine auf die Probleme zugeschnittene Therapie empfehlen.

Weblinks

Quellen