Moralpanik
Moralpanik ist ein mediensoziologischer Begriff. Er bezeichnet ein schnell wachsendes und maßlos übertriebenes öffentliches Interesse an einem Thema (einer Bedrohung), das von Moralunternehmern (moral entrepreneurs) erzeugt wird, und »ein Eigenleben entwickeln kann, in dem die absurden Behauptungen von gestern die Grundlage für noch absurdere Behauptungen von heute bilden, und Aktivisten um die Aufmerksamkeit abgestumpfter Massenmedien konkurrieren, die immer höhere Schockwerte einfordern.« (Philip Jenkins)[1]
Charakterisiert ist eine Moralpanik nach Stuart Hall[2] unter anderem durch:
- eine offizielle Reaktion auf Personen oder Ereignisse, die völlig außer Verhältnis zu der davon ausgehenden Bedrohung ist,
- »Experten«, die »wie mit einer Stimme« zu sprechen scheinen,
- ein »Problem«, das »ständig und dramatisch« zu wachsen scheint und das immer wieder als »neu« dargestellt wird.
Vergleiche auch Schetsches Definition eines »sozialen Problems«:
Was man für eine ordentliche Problemkarriere braucht, sind vielmehr eine ausreichende Zahl von handlungsmächtigen Akteuren mit gut definierten Eigeninteressen, ein Thema, das die dauerhafte Skandalisierung durch quotenabhängige Massenmedien garantiert und schließlich eine politische Führung, die die öffentliche Problemwahrnehmung für den Machterhalt funktionalisieren kann. Jedes neue Problem ist dabei wie ein Kind, das nur durch ständige Fürsorge groß und stark wird.[3]
- ↑ Moral panic, 1998, S.7
- ↑ Mugging, 1978
- ↑ Sinn und Gewinner der Pornodebatte : Das Internet als Problemgenerator / Michael Schetsche. Telepolis, 20.07.1998. http://www.heise.de/tp/deutsch/inhalt/glosse/2407/1.html