Lothar Poschmann

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Lothar Poschmann alias Cosidetto (*1932) ist ein deutscher Fotograf und Schriftsteller.

Vita

Nach dem Abitur auf der neugegründeten Schulfarm Insel Scharfenberg studierte er an der FU Berlin Sport und Romanistik, war Leistungssportler im Mittelstreckenlauf und trainierte von 1961 bis 1963 die griechische Leichtathletik-Nationalmannschaft. Aus Athen wieder nach Berlin zurückgekehrt, war Lothar Poschmann zunächst in einem namhaften Fremdsprachen-Verlag und danach über 20 Jahre als Fachbereichsleiter für Fremdsprachen an einer Berliner Fachhochschule tätig. Poschmann hat einen festen Wohnsitz in Berlin.

Boy-Photograph und Lyriker

Nach dem Ende seiner Sportkarriere widmete sich Poschmann der Fotografie, die neben dem Reisen zu seiner zweiten Leidenschaft und zur Nebenerwerbsquelle wurde. Unter dem Pseudonym Cosidetto veröffentlichte er im Verlag Galerie Janssen mehrere Foto-Bildände mit Jungen im Teenager-Alter. Der Name geht auf den Ausspruch eines Freundes zurück, der ihn aufgrund seiner Passion und einer ähnlichen Motivwahl als den »so genannten (ital. cosi detto) Wilhelm von Gloeden von Berlin« bezeichnete. Dem arkadischen Ideal Poschmanns entspricht allerdings weniger der statuarische schöne Jüngling, als der aktive, lebensfrohe, seine Körperlichkeit stolz zur Geltung bringende Teenager. Zudem finden sich in Poschmanns Veröffentlichungen keine Aktbilder.

Daneben veröffentlichte Poschmann Gedichtbände und unterhält Kontakte zu befreundeten Künstlern, etwa zu Will McBride.[1]. In seiner Lyrik geht er einer »melancholischen Lust am Sinnlichen« nach, die er in knappe, gelegentlich stark metaphorisch aufgeladene Verse zu übersetzten versucht.

Interview im Destroyer

In einem Interview mit dem Magazin Destroyer plädiert Poschmann für eine Distanzierung der Päderasten von der schwulen Mainstream-Kultur. Für Poschmann hat das männliche Geschlecht - im Unterschied zum weiblichen - drei phänomenale Stadien: Kind, Junge, Mann. Das Problem der heutigen Jungenliebenden sei dem Umstand geschuldet, dass die Gesellschaft keinen Verhaltens-Kodex im Umgang mit Jungen bereitstelle, so dass jeder Päderast bzw. Boylover dieses Vakuum individuell und spontan füllen müsse. Anders als heterosexuelle oder schwule Liebe, muss sich die Knabenliebe mit jeder Begegnung neu erfinden.[2]

In jüngerer Zeit wurde Poschmann von missliebigen Zeitgenossen offenbar wiederholt der Herstellung von Kinderpornographie verdächtigt, so auf dem Kinder- und Jugendfestival 2004 im Sportforum Hohenschönhausen, wo die Polizei seine Kamera konfiszierte.[3]

Veröffentlichungen

Fotobildbände

  • (1990) Das Lachen der Jungen - Cheerful Boys. Boy Photos by Cosidetto. Galerie Janssen: Berlin ISBN 978-3925443077
  • (1993) Jungen und Sport - Boys and Sports. Boy Photos by Cosidetto. Galerie Janssen: Berlin
  • (1995) Jungen am Strand - Beachboys. Boy Photos by Cosidetto. Galerie Janssen: Berlin ISBN 978-3925443503

Gedichte

  • (1995) ... denn Liebe ist Krieg! Päderastische Poeme. Berlin: Janssen. ISBN 978-3925443572
  • (1998) Der Prinz von Ninive. Gedichte eines Lebens. Berlin: Frieling. ISBN 978-3828005495

Quellen

  1. Dabei ist bezeichnend, wie scheu, unorganisiert und politikfern die Bl-Szene in Deutschland ist. Anläßlich einer Verkaufsausstellung im Atelier McBrides im Juni 2005 gab der befreundete Schriftsteller Thomas Böhme neue Lyrik zum Besten. Zwar kannten alle den renommierten Böhme, der McBride die Show stahl, aber Böhme kannte offenbar Cosidetto nicht, mit dem er schließlich Bücher tauschte.
  2. »So every boylover is a beginner«. Vgl. Master of Boy Photography. Interview with Cosidetto. In: Destroyer #02/ Oct. 2006, p.23-31.
  3. ebd., p.28