Archiv:Kindliche Sexualität
Siehe auch die zugehörige Löschdiskussion und die Erklärung, was hier überhaupt Fakt war.
WIKIPEDIA | Hinweis: Dieser Artikel basiert auf einem Text, der aus der freien Enzyklopädie Wikipedia übernommen wurde und steht unter der GNU-Lizenz für freie Dokumentation. Übernommen wurde folgender Wikipedia-Artikel: Kindliche Sexualität (Fassung vom 23. Mai 2005). Der Wikipedia-Artikel wurde gelöscht und ist nicht mehr abrufbar, daher wurde auf diese Archiv-Version zurückgegriffen.
|
Die kindliche Sexualität bezeichnet die Sexualität des Menschen von der Geburt bis zum Erreichen der Pubertät. Bis zum Anfang des 20. Jahrhunderts herrschte die Ansicht vor, dass Kinder zunächst asexuelle Wesen sind und sich der Geschlechtstrieb erst mit Beginn der Pubertät entwickle. 1904-1905 publizierte der Arzt, Psychologe und Sexualforscher Sigmund Freud sein Aufsehen erregendes Werk Drei Abhandlungen zur Sexualtheorie, worin er die entgegengesetzte These darlegt, dass Kinder trotz ihrer sexuellen Unreife von Geburt an sexuelle Wesen und im Besitz eines Geschlechtstriebs sind, was sich in vielerlei Sexualäußerungen zeigt. Er verwendet dabei den Begriff infantile Sexualität. Freuds Lehren zur Sexualität von Kindern sind nicht unumstritten, aber in ihren Grundzügen heute allgemein anerkannt.
Die infantile Sexualität nach Freud
Dieser Abschnitt bespricht den Begriff Kindliche Sexualität vornehmlich mittels Begriffen von Sigmund Freud. Freuds Triebtheorie und viele der enthaltenen Begriffe wie z.B. Ödipuskomplex sind mittlerweile nur mehr historisch interessant und werden von vielen Psychologen angezweifelt.
Die sexuelle Latenzperiode
Nach Freud ist die angebliche Asexualität des Kindes ein realitätsfernes Erziehungsideal und ein folgenschwerer Irrtum. Bereits das neugeborene Kind bringt Keime von sexuellen Regungen mit auf die Welt, die sich zunächst eine Zeitlang weiterentwickeln, nach einer Zeit der Blüte um das dritte bis vierte Lebensjahr dann aber einer fortschreitenden Unterdrückung unterliegen. Erst mit der Pubertät setzt sich die sexuelle Entwicklung wieder fort. Freud spricht hier von einem zweizeitigen Ansatz der sexuellen Entwicklung des Menschen, der von einer mehrere Jahre andauernden sexuellen Latenzperiode unterbrochen wird.
Während der Latenzperiode entwickelt das Kind seelische Mächte, die sich später der Sexualität als Hemmnisse in den Weg stellen und diese in Bahnen lenken: der Ekel, das Schamgefühl, die ästhetischen und moralischen Idealanforderungen. Durch äußere Einflüsse (Verführung durch andere Kinder oder Erwachsene) kann die sexuelle Latenzperiode jedoch durchbrochen werden. Dabei zeigt sich der Geschlechtstrieb des Kindes in seiner Natur als polymorph pervers (siehe unten).
Die Sexualäußerungen des Kindes treten hauptsächlich vor und nach der Latenzzeit auf. Sie sind vielfältig, überwiegend autoerotisch, und offenbaren ihre sexuelle Natur oft erst bei genauer Betrachtung. Sie folgen typischen Entwicklungsphasen.
Das Lutschen
Die erste Äußerung der kindlichen Sexualität ist das Lutschen, welches beim Säugling auftritt und sich über viele Jahre fortsetzt. Es besteht aus einer rhythmisch wiederholten saugenden Bewegung mit dem Mund, die nicht zur Nahrungsaufnahme dient. Die Lippen und die Zunge des Menschen sind erogene Zonen. Nach Freud ist das Lutschen eindeutig sexueller Natur und stellt eine Form der Autoerotik dar, da der Trieb nicht auf andere Personen gerichtet ist.
Das Kind erlernt die befriedigende Natur dieser Betätigung bereits beim Saugen an der Mutterbrust (oder dem Fläschchen). Gesaugt wird an greifbaren Objekten, vorzugsweise jedoch an geeigneten Stellen des eigenen Körpers, wodurch eine zweite, wenngleich minderwertigere, erogene Zone gebildet wird. Später lernt der Mensch den erotischen Reiz der Berührung seiner Lippen mit den Lippen des Partners beim Kuss schätzen.
Der rhythmische Charakter des Lutschens – die rhythmische Reizung einer erogenen Zone – scheint eine wichtige Rolle zu spielen und weist offensichtliche Parallelen zu anderen sexuellen Praktiken auf.
Freud bezeichnete die kindliche Entwicklungsphase, in der der Mund die bevorzugte erogene Zone darstellt, als orale Phase.
Die anale Phase
Die Afterzone stellt ähnlich wie die Lippenzone eine erogene Zone dar. Kinder, welche die erogene Reizbarkeit der Afterzone ausnützen, halten z.B. gerne den Stuhl zurück, wodurch bei der Darmentleerung ein starker Reiz auftritt, welcher nicht nur eine Schmerz-, sondern auch eine Lustempfindung darstellen kann.
Eine echte masturbatorische Reizung des Anus mit Hilfe des Fingers tritt in der Regel erst bei älteren Kindern auf.
Die zugehörige Entwicklungsphase wird als die anale Phase bezeichnet und zeichnet sich außerdem auch durch Spiele mit den Ausscheidungsprodukten, sowie durch sadistische Züge aus.
Die Masturbation
Auch die Genitalien spielen als erogene Zone bereits in der kindlichen Sexualität eine Rolle. Ihre Reizung wird als Masturbation bezeichnet.
Die kindliche Masturbation tritt in drei Hauptphasen auf:
- als Säuglingsmasturbation
- während der kurzen Blütezeit der Sexualentwicklung um das dritte bis vierte Lebensjahr
- in der Pubertät
Neben der aktiven Masturbation durch die reibende oder drückende Berührung, welche mit der Hand oder durch die zusammengepressten Oberschenkel erfolgt (letztere Methode findet sich vor allem bei Mädchen), gibt es in allen drei Phasen auch passive, pollutionsartige Vorgänge. Dabei treten Zuckungen des Penis bzw. der Klitoris auf, wobei es normalerweise erst in der Pubertät zu echten Ergüssen kommt.
Freud spricht bei der genitalen Entwicklungsphase der kindlichen Sexualität von einer phallischen Phase, da die Masturbation von Mädchen sich typischerweise auf die Klitoris und nicht auf die Vagina konzentriert und die Klitoris das weibliche Gegenstück zur Eichel des Penis darstellt.
Andere Quellen sexueller Erregung
Die erogenen Zonen zeichnen sich durch eine besondere Empfindsamkeit aus, die in einem gewissen Grade jedoch der gesamten Körperoberfläche zukommt. Gewissen Arten der Haut- und Sinnesreizung muss daher eine allgemeine erogene Wirkung zuerkannt werden.
Dazu gehören:
- Temperaturreize (z.B. durch Bäder)
- passive Bewegungsspiele wie Wiegen, Schaukeln, Fliegen lassen, auf den Knien reiten, Rutschen etc.
- intensiver Körperkontakt, Kuscheln, Streicheln
- aktive Bewegung, z.B. Raufen und Rangeln
- Schmerzempfindungen
- intellektuelle Anstrengung (z.B. Lösen einer Mathematikaufgabe) bei Jugendlichen
Der Verkehr des Kindes mit seiner Pflegeperson ist eine unaufhörlich fließende Quelle sexueller Erregung und Befriedigung erogener Zonen, wodurch eine starke emotionale Bindung zustande kommt. Die Natur hat es so eingerichtet, dass Mütter, ohne dies als sexuell aufzufassen, ihr Baby mit Reizen bedecken, die aus ihrem eigenen Sexualleben stammen, wie Wiegen, Streicheln und Küssen, und es somit zum vollwertigen Ersatz für ein Sexualobjekt machen. Entgegen der verbreiteten Ansicht ist die Mutter-Kind-Liebe keine "reine" (asexuelle) Liebe, sondern der sexuellen Liebe nahe verwandt.
Kritiker von Freuds Sexuallehren bezweifeln, dass die oben genannten erregenden und befriedigenden Sinnesreizungen sexueller (erogener) Natur sind.
Die polymorph perverse Anlage
Laut Freud bringt das Kind so genannte "polymorph perverse" Anlagen mit auf die Welt, die sich bei Durchbrüchen der sexuellen Latenzperiode in vielfältigen Paraphilien manifestieren können. Das vorpubertäre Kind neigt gegenüber dem Erwachsenen verstärkt zu Paraphilien, da seine seelischen Dämme gegen diese - Scham, Ekel und Moral - je nach Alter erst in der Bildung begriffen sind. Nach Freud besitzen paraphile Erwachsene somit eine Sexualität, die in ihrer Entwicklung gehemmt wurde und auf einer kindlichen Stufe stehengeblieben ist. Wo eine bestehende Neigung zur Paraphilie jedoch verdrängt wird, entsteht an deren Stelle eine Neurose. Die Neurose bezeichnet Freud als das Negativ der Perversion. Durch den Prozess der Sublimierung dagegen kann eine paraphile Neigung in intellektuelle oder künstlerische Schaffenskraft umgewandelt werden.
Zu den kindlichen Paraphilien zählen unter anderem die sexuellen Neigungen
- zur Fokussierung auf nichtgenitale Körperteile oder auf Objekte, siehe auch Fetischismus
- zum Exhibitionismus
- zum Voyeurismus
- zum Sadomasochismus
Kastrationskomplex und Penisneid
Sigmund Freud diagnostizierte zwei geschlechtstypische kindliche Komplexe, die sich aus dem anatomischen Merkmal ergeben, dass die weiblichen Genitalien im Gegensatz zu den männlichen äußerlich kaum zu sehen sind. Demnach leiden Knaben unter der bewussten oder unbewussten Angst, man könnte ihren Penis abschneiden. Mädchen würden dagegen an ihrem Körper ein dem Penis gleichwertiges Organ vermissen und sich dadurch minderwertig fühlen.
Der Ödipuskomplex
Siehe Ödipuskomplex und Elektra-Komplex.
Die Pubertät
Nach der Überwindung der sexuellen Latenzperiode erhält in der Pubertät der Genitalapparat des Kindes das Primat über die anderen erogenen Zonen. War der Sexualtrieb bis dahin vorranging autoerotisch, so findet er nun sein Sexualobjekt und stellt sich in den Dienst der Fortpflanzungsfunktion.
Das Primat der Genitalzone entsteht durch die Ausnützung der Vorlust, wobei die zuvor selbstständigen Akte, die mit Lust und Erregung verbunden sind, nun zu vorbereitenden Akten für das neue Sexualziel, den Orgasmus, werden.
Bei der Objektwahl ist das Kind durch seine vorpubertäre Prägung zunächst versucht, diejenigen Personen zu Sexualobjekten zu machen, die es mit einer "abgedämpften Libido" seit seiner Kindheit liebt, also seine Eltern bzw. Pflegepersonen. Jedoch ist in der Zeit der sexuellen Latenz neben anderen Sexualhemmnissen auch die Inzestschranke gereift. So wird die Objektwahl von diesen Personen weg, jedoch oftmals zunächst auf ihnen ähnliche Personen gelenkt. Das zeigt sich zum Beispiel darin, dass sich junge Mädchen nicht selten in einen älteren, mit Autorität ausgestatteten Mann verlieben.
Teilweise geschieht die Ablösung von den Eltern nur mangelhaft. In diesen Fällen unterdrückt die Person ihren Sexualtrieb und schafft es so, ihren Eltern weit über die Pubertät hinaus in Kinderliebe verbunden zu bleiben. Jedoch zeigt sie als negative Folge davon oftmals in ihren partnerschaftlichen Beziehungen eine Neigung zur Frigidität.
Die Frühreife
Die spontane sexuelle Frühreife äußert sich in der Durchbrechung, Verkürzung oder Aufhebung der sexuellen Latenzzeit. Sie veranlasst Sexualäußerungen, die infolge des unfertigen Zustands der Sexualhemmungen und des unterentwickelten Genitalsystems stets den Charakter von Paraphilien an sich tragen. Die sexuelle Frühreife erschwert die spätere Beherrschung des Sexualtriebes durch die höheren seelischen Instanzen und ist häufig mit vorzeitiger intellektueller Entwicklung gekoppelt. Etliche weltbekannte Persönlichkeiten waren sexuell frühreif.
Beobachtungen
Empirische Erkenntnisse über kindliches Sexualverhalten werden auf Grund der Tabuisierung des Themas nicht durch direkte Befragung von Kindern, sondern fast ausschließlich durch Beobachtungen dritter Personen und durch retrospektive Erzählungen bezogen. Hinzu kommt, dass - entgegen der öffentlichen Aufmerksamkeit auf das Thema des sexuellen Missbrauchs von Kindern - in den 1980er und 1990er Jahren die Erforschung kindlicher Sexualität nahezu zum Erliegen gekommen ist.
Die kindliche Sexualität ist so in besonderem Maße von der Wahrnehmung und Interpretation der Beobachter abhängig. Eine weitere Abhängigkeit ergibt sich durch kulturelle Verzerrungen der Wahrnehmung durch das weit verbreitete Bild des asexuellen Kindes. Kindliche Sexualität wird auf Grund dieses Bildes häufig nicht wahr genommen oder oft als kindliches Spiel (Doktorspiele) oder lediglich körperliche Exploration verniedlicht. Es können somit lediglich Aussagen getroffen werden, welches Sexualverhalten bei Kindern beobachtet wurde, nicht jedoch darüber, was kindliches Sexualverhalten tatsächlich ist. Ebenso wenig lassen sich Aussagen darüber anstellen, welches kindliche Sexualverhalten einer statistischen Norm entspricht wobei selbst ein statistische Norm keine Aussagekraft enthält, da das menschliche Sexualverhalten sich auf Grund seiner Varianzbreite nicht durch Normen kategorisieren lässt (Beispiel: Homosexualität).
Frühkindliche Sexualität
Konsens in der Sexualwissenschaft ist, dass der Mensch von Geburt an bis ins Alter ein sexuelles, d.h. auf sexuelle Lustbefriedigung ausgerichtetes, Wesen ist. Bereits bei männlichen Föten wurden Erektionen des Penis beobachtet. Nach den Untersuchungen von Alfred Kinsey in den 1950er Jahren sind Kinder bereits ab dem fünften Lebensmonat fähig, einen Orgasmus zu empfinden. Bei dreijährigen Kindern beobachtete er, dass Mädchen häufiger zur sexuellen Lustbefriedigung onanieren als Jungen. Vermutlich lässt ihre weiter entwickelte Motorik masturbatorische Handbewegungen leichter zu. Bei sexuell erregten Mädchen wurde eine Lubrikation der Scheide festgestellt - ähnlich der Scheidenflüssigkeit der erwachsenen Frau. Bei Jungen findet bis zur Pollutarche lediglich ein trockener Orgasmus statt. Bislang konnten keine qualitativen Unterschiede bei Orgasmen von Kindern und Erwachsenen festgestellt werden. Hinsichtlich der Quantität sind Kinder (und Jugendliche) potenter als Erwachsene. In der Regel können Jungen mehrfach hintereinander zu Orgasmen kommen. Zur Erlangung eines Orgasmus sind Kinder nicht zwingend auf eine direkte Manipulation der Genitalien angewiesen. Rhythmische Bewegungen oder Zusammenpressen der Schenkel kann beim Kind auch zu einem Orgasmus führen. Kinsey beschrieb Beobachtungen von folgendem Verhalten bei einem dreijährigen Mädchen:
"Sie lag bäuchlings mit hochgezogenen Knien auf dem Bett und begann, im Abstand von einer Sekunde und weniger rhythmische Beckenbewegungen zu machen. Sie bewegte hauptsächlich nur das Becken, während sie die Beine in angespannter Haltung still hielt. Es war eine weiche, vollkommen rhythmische Bewegung von hinten nach vorn, nur von kurzen Pausen unterbrochen, in welchen sie die Genitalien wieder gegen die Puppe drückte, auf der sie lag. Die Rückbewegung war stoßweise wie konvulsiv. Es erfolgten 44 Stöße in ununterbrochenem Rhythmus, eine Pause von einem Moment, dann 87 Stöße, eine Pause, 10 Stöße und Ruhe. Die Atmung war konzentriert und intensiv und ging stoßweise, als sie sich dem Orgasmus näherte. In den Endstadien war sie völlig ohne Bewusstsein ihrer Umgebung; die Augen waren glasig und starrten ins Leere. Nach dem Orgasmus zeigte sich merkliche Erleichterung und Entspannung."
Peer Groups
Sobald die soziale Interaktion zwischen Kindern fortgeschritten ist, dehnen sich Betätigungen zur Lustbefriedigung auch auf Mitglieder der Peer Group (gleiche Altersgruppe) aus.
Oft beobachtet werden sexuelle Handlungen unter Kindern in Erziehungseinrichtungen. Als Motivation dient hierfür vornehmlich sexuelle Lustbefriedigung und weniger Interesse am Körper des anderen. Kinder verlieren nach anfänglicher Befriedigung des Interesses häufig an Lust, weitere Explorationen anzustellen und die Explorationen ziehen sich über einen längeren Zeitraum hinweg. Hinzu kommt, dass etwa die Hälfte der beobachteten sexuellen Handlungen gleichgeschlechtlicher Natur sind (Freud spricht in diesem Zusammenhang vom "polymorph perversen Triebwesen" des Kindes) und so keiner rein explorativen Motivation entspringen.
Mit dem fünften bis siebten Lebensjahr werden die Beobachtungen sexueller Interaktionen zwischen Kindern seltener. Dies wird oft einer sexuellen Latenz zugeschrieben, unklar ist jedoch, ob dieses Verhalten nur auf Grund der Entwicklung von Schamgefühlen, die sich im gleichen Altersbereich entwickeln, weniger beobachtet wird, oder ob die Handlungen im Verborgenen weiter betrieben werden.
Sexuelle Fantasien
Sexuelle Fantasien wurden bei Kindern ab dem Alter von drei Jahren beobachtet. Nicht geklärt ist, bei wie vielen Kindern sexuelle Fantasien auftreten. Die Fantasien spielen oft eine Rolle bei der Selbstbefriedigung von Kindern. Sie sind sehr breit gestreut.
So berichtet ein Erwachsener rückblickend: "Ich bemerkte erste Erektionen im Alter von sieben oder acht Jahren, die zu Stande kamen, wenn ich an ein junges Mädchen dachte, zu der ich mich hingezogen fühlte. Sie machten es sehr schwierig, sich im Bett umzudrehen. Ich kannte nicht den Zweck der Erregung, aber ich war erregt."
Sadistische oder gewaltsame Fantasien sind auch anzutreffen: "Die Fantasien, die in Verbindung mit Selbstbefriedigung von äußerst sadistisch bis hin zu gewöhnlichem Geschlechtsverkehr reichten, schienen parallel zu meiner Entwicklung des sexuellen Interesses zu laufen." Ein Mädchen berichtet wie sie als 11-jähriges Mädchen Fantasien über eine quasi-Vergewaltigung von vielen Männern hatte, die sie als sexuell stimulierend empfand und bei diesen Fantasien masturbierte.
Konsens ist, dass sich sexuelle Präferenzen und damit verbunden sexuelle Fantasien sich bereits frühzeitig heraus bilden und in der späteren Entwicklung verfestigt werden. Aus Einzelfallschilderungen ist bekannt, dass viele Homosexuelle und manche Pädosexuelle sich bereits während ihrer Kindheit ihres Hinzugezogen-Fühlens zum anderen Geschlecht bzw. zu einem bestimmten Geschlecht und Altersgruppe bewusst waren und entsprechende sexuelle Fantasien hatten. Von homosexuellen Jungen ist bekannt, dass sie deutlich häufiger als heterosexuelle Mädchen aktiv sexuelle Kontakte zu Männern gesucht haben.
Sexuelle Handlungen
Sexuelle Handlungen von Kindern sind weit gestreut. Sie reichen von sexuell motivierten Umarmungen, Küssen über Spiel an den Genitalien und einseitige wie gegenseitige Masturbation bis hin zum versuchten oder vollzogenen Geschlechtverkehr. Am häufigsten ist bei Jungen und Mädchen Selbstbefriedigung anzutreffen. Häufigste Art gegenseitiger sexueller Stimulierung ist gegenseitige Masturbation. Versuchter und vollzogener Geschlechtsverkehr ist bei Kindern seltener anzutreffen. Im Jahr 2002 wurden zwanzig Fälle von zehnjährigen Mädchen registriert, bei denen ein Schwangerschaftsabbruch vorgenommen wurde.
Bemerkenswert bei kindlichen sexuellen Handlungen ist die Partnerwahl. Die meisten beobachteten kindlichen sexuellen Handlungen waren promiskuitiv; zu sexuellen Handlungen wird ein gerade verfügbarer und williger Sexualpartner heran gezogen, ohne dass eine intime Vorbeziehung bestehen musste. Kindliche Sexualität ist jedoch nicht rein promiskuitiv. Sie ist auch Bestandteil inniger und liebender Beziehungen (so genannte Kinderliebe).
Sexuelle Entwicklung
Frühzeitige sexuelle Betätigung von Kindern gilt als wichtiger Faktor für die spätere Entwicklung. So ist das Spielen von Kindern mit den eigenen Genitalien in den ersten 18 Lebensmonaten ein verlässlicher Indikator, ob Kinder ausreichende emotionale und körperliche Zuwendung erhalten. Es zeigte sich in verschiedenen Falluntersuchungen, dass bei allen Kindern, die nicht ausreichende Zuwendung erhielten, das Spielen mit Genitalien völlig fehlte. Bei sämtlichen untersuchten Kindern mit ausreichender Zuwendung wurden Genitalspiele festgestellt.
Untersuchungen legen nahe, dass Mangel an intensiver körperlicher Zuwendung im Kindesalter in einem Zusammenhang mit späterem gewalttätigen Verhalten im Erwachsenenalter steht. So zeigte James W. Prescott in Untersuchungen von 49 Naturvölkern auf, dass in Völkern, die Kindern wenig körperliche Zuwendung zu Teil werden ließen (wie zum Beispiel Streicheln, Liebkosen von und Spielen mit Kindern) oder die sexuell restriktiv waren (kein vorehelicher Geschlechtsverkehr erlaubt), überwiegend mehr Gewalttaten zu verzeichnen waren als bei Völkern, die Kindern gegenüber körperliche Zuwendung zeigten. Untersuchungen in westlichen Kulturen zeigten, dass ein großer Teil von Gewaltverbrechern und Sexualmördern einer sexuell repressiven Umgebung entstammten.
Historische Entwicklung
In historischen Aufzeichnungen wird kindliche Sexualität überwiegend nur beiläufig erwähnt. Es sind nahezu keine Dokumente bekannt, die sich explizit der kindlichen Entwicklung im Allgemeinen und der sexuellen Entwicklung im Besonderen widmen. Allgemein lässt sich die Aussage treffen, dass Kindern allenfalls auf dem Gebiet der Pädagogik, nicht jedoch in sonstigen Lebensbereichen Aufmerksamkeit zu Teil wurde. Kinder waren häufig unterschiedlos (in Rechten und Pflichten) vollständig in die Gesellschaft integriert. Manche Soziologen legen dar, dass das Kind lediglich eine kulturelle Erfindung des 19. bis 21. Jahrhunderts ist.
Aus der griechischen Antike ist bekannt, dass sexuelle Handlungen zwischen Erwachsenen und männlichen Kindern und Jugendlichen Bestandteil der Pädagogik waren. Hingegen ist nicht bekannt, welche Rolle die kindliche Sexualität sowie die Empfindung der Kinder darin spielte.
Aus Dokumenten aus dem Mittelalter und der darauf folgenden Zeit weiß man, dass der kindlichen Sexualität weder eine besondere Aufmerksamkeit zu Teil wurde, noch dass man Sexualität vor Kindern in besonderem Maße verbarg. So gab im Jahr 1522 Erasmus von Rotterdam seinem 6-jährigen Patenkind Ratschläge in sexuellen Dingen wie dem Sinn des Koitus, dem Wert und Unwert der Jungfräulichkeit, den Folgen übertrieben häufigen Geschlechtsverkehrs, der Syphilis-Prophylaxe und über lesbische Frauen. Erasmus von Rotterdam erklärte nicht die Sachverhalte; diese setzte er bei dem 6-jährigen Kind voraus. Aus Aufzeichnungen des persönlichen Leibarztes des Infanten Ludwig XIII geht hervor, dass der noch nicht einjährige Ludwig laut lacht, "wenn man mit seinem Penis spielt". Ab dem Alter von sechs Jahren betrachtet er eingehend die Genitalien seiner Kammerzofe, die dafür abgestellt wurde und spielt mit ihnen.
Mit dem ausgehenden 17. und beginnenden 18. Jahrhundert setzt sich immer mehr Prüderie durch. Sexuelle Freizügigkeit wird durch Scham und Ekel ersetzt, was sich auch auf die kindliche Sexualität auswirkt. Sexualität und kindliche Sexualität wurde als etwas Schändliches betrachtet. Im Viktorianischen Zeitalter wurden Kinder als reine und unschuldige Wesen verklärt, was mit einem allgemeinen Fortschreiten der Prüderie einher ging. Sexualität und Schuld wurde nach katholischer Sexualmoral weitgehend gleich gesetzt. Die Folge war eine Gleichsetzung von Kindern mit asexuellen Wesen.
Zu Beginn des 20. Jahrhunderts masturbierten Pflegemütter männliche Säuglinge, um sie zu beruhigen. In Italien ist es in einigen Regionen heute noch üblich, dass Mütter ihre Söhne zum Säugen anregen, indem sie sie am Penis stimulieren.
Erst mit den Theorien von Sigmund Freud wurde die kindliche Sexualität wieder entdeckt. Er beobachtete, dass Sexualität einen Menschen von Anfang an begleitet und sah in dem neugeborenen Kind ein "polymorph perverses Trieb- und Reflexwesen". Einer weiten Verbreitung von Freuds Erkenntnissen stand zunächst die Nazi-Ära, die die sittliche Reinheit der Bevölkerung propagierte, im Wege, die seine Werke verbot. Auch nach dem Krieg wurden seine Erkenntnisse zunächst nur in Fachkreisen und nicht in der Öffentlichkeit besprochen. Dies änderte sich mit der sexuellen Liberalisierung der 1960er Jahre. Die Studentenbewegung suchte die sexuelle Unterdrückung der Menschen anzugehen. Dies bezog sich auch auf die kindliche Sexualität. So wurden Kinder in Kinderläden, Kindergärten und Kommunen über Sexualität aufgeklärt.
Die Unzucht mit Kindern erfuhr in den 1980er und 1990er Jahren eine Umwidmung in den sexuellen Missbrauch von Kindern, unter anderem unter dem Druck der Erkenntnis, dass der eigenständigen Persönlichkeit des Kindes schwerer Schaden entsteht, insbesondere wenn Eltern, nahestehende Verwandte oder Aufsichtspersonen beteiligt sind, gegen die das Kind keine Abwehrmöglichkeiten hat, und deren Rolle als Bezugsperson bzw. Autorität die Vorstellung der Einvernehmlichkeit ad Absurdum führt.
Siehe auch: Doktorspiele, Sexualmoral